Einheimische Kleinsträucher für den Kleingarten (inkl. Beispielbeet)
Bunt, strukturreich und vielfältig soll der Kleingarten sein. Zu Recht stehen Obst und Gemüse zunächst im Mittelpunkt unserer Bepflanzungsplanung. Der Garten soll aber auch vielen einheimischen Tieren, vor allem Insekten, einen Lebensraum bieten. In den vergangenen Jahren wurde versucht, Naturnähe im Garten durch einheimische Stauden und ausdauernde Blumenwiesen herzustellen. Einheimische Sträucher hingegen wurden oftmals bei den ersten Überlegungen zur Umgestaltung als zu großwüchsig für den kleinen Garten eingestuft.
Diese wachsen tatsächlich oft stark und scheinen für eine Kleingartenparzelle wenig geeignet. Aber auch in dieser Pflanzengruppe gibt es Alternativen zu den großen Haselsträuchern oder Holundersträuchern. Vor allem gibt es auch ökologisch wertvollen Ersatz für nichtheimische Ziergehölze, über die es sich lohnt, sich zu informieren und sie in die Gartenplanung einzubeziehen.
Die einheimischen Kleinsträucher
Mit einheimischen Gehölzen bringen wir die Natur vor unsere Tür in unseren Garten. Diese Pflanzen mit ihren engen Beziehungen zur einheimischen Tierwelt erhöhen die Vielfalt des Lebens im Garten. Im Gegensatz dazu sind fremdländische Sträucher oft zwar optisch attraktiv, aber nur wenige Insekten oder Vögel haben eine direkte Nahrungsquelle in diesen Pflanzen.
In der Literatur werden Zwerg- und Kleinsträucher als strauchartig wachsende Gehölze mit einer maximalen Höhe von etwa 2 m beschrieben. Weitverbreitete und als klein wahrgenommene Straucharten wie der Faulbaum oder der Liguster (Rainweide) können im Halbschatten durchaus 3–4 m hoch werden und zählen damit nicht zu den kleinbleibenden Sträuchern. Diese beiden Arten können aber durch regelmäßigen Schnitt, auch unter Beibehaltung des natürlichen Wuchsbildes, auf eine Höhe und Breite von 2 m gehalten werden.
In Mitteleuropa ist die Artenvielfalt der kleinwüchsigen Sträucher eher gering. Dabei dominieren einige Pflanzenfamilien, z. B. Heidekrautgewächse mit Arten wie der Besenheide (Calluna vulgaris) und der Wald-Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), und auch die Hülsenfrüchtler z.B. mit dem Färberginster (Genista tinctoria). Mit den Sträuchern dieser Familien lässt sich wunderbar ein kleines Heidebeet im Garten einrichten. Auch die Kultur-Heidelbeere mit ihren Sorten könnte dort einen geeigneten Wuchsort finden und diesen naturnahen Gartenbereich mit der Möglichkeit einer lohnenden Obsternte verbinden.
Auch kleinbleibende einheimische Wildrosen können den Garten vielfältig bereichern. Kleine blühende Gebüsche aus Wildrosen bilden schöne und ökologisch wertvolle Gehölzstrukturen im Garten. Wenn man gelegentliche Ausläufer akzeptiert, kann an dieser Stelle eine kleinbleibende einheimische Wildrose für einen naturnahen Garten empfohlen werden – die Zimt-Rose (Rosa majalis). Sie wird maximal 150 cm hoch und ist im Frühjahr ein prächtig blühender Blickfang, im Herbst ein bunter Mix aus Rottönen, und mit ihren Hagebutten eine wichtige Nahrungsquelle im Winter.
Eine besondere einheimische Art, die Beachtung finden sollte – der Gagelstrauch (Myrica gale)
Der Gagelstrauch darf in Zukunft mehr Beachtung im Garten finden. In der Natur ist er eher selten anzutreffen und vielen wahrscheinlich völlig unbekannt. Das ist nicht verwunderlich, da er in der Natur an feuchten Sonderstandorten vorkommt und oft nur abseits der Wege in Naturschutzgebieten anzutreffen ist. Sein kompaktes, einheitliches Wuchsbild mit einer Höhe von nicht mehr als 2 m und der attraktive Duft seiner Zweige lassen sich gut im Garten integrieren. Früher wurde der Gagelstrauch zur Haltbarmachung und Aromatisierung von Bier verwendet.
In der Natur wächst der Gagelstrauch gerne an vollsonnigen bis halbschattigen und dauerfeuchten Standorten. Wie bei allen Pflanzen von Sonderstandorten sind diese Pflanzen in der freien Landschaft auf besseren Böden nicht konkurrenzfähig genug, um gegen dominante Gehölze bestehen zu können. Im Garten sorgt dann der Gärtner dafür, dass die verdrängende Konkurrenz ausgeschaltet wird. Darum kann man den Strauch sehr wohl auch auf nährstoffreicheren und trockenen Böden anpflanzen. Allerdings darf der Boden nicht zu lehmig oder gar tonig sein. Zu viel Kalk im Boden wäre ebenfalls wachstumshemmend.
Steckbrief: Gagelstrauch (Myrica gale)
- Wuchstyp: Sommergrüner, reich verzweigter Strauch
- Wuchshöhe: 50–150 cm
- Wuchsbreite: 50–150 cm
- Wuchseigenschaften: Aufrechter Wuchs mit kurzen Wurzelausläufern
- Blüte: Kleine ca. 2 cm lange, gelbe Kätzchen
- Blütenfarbe: gelb, rot, braun
- Blatt und Zweigbesonderheiten: Dicht mit goldgelben, aromatisch duftenden Harzdrüsen besetzt
- Blütezeit: März, April
Empfehlenswerte kleinbleibende Gartenformen (Sorten) einheimischer Großsträucher
Es gibt auch einige empfehlenswerte Gartenformen mittelgroß werdender einheimischer Sträucher, die besonders klein bleiben. Oftmals sind diese Sorten buntlaubig, geschlitzblättrig oder besonders kurztriebig. Sie entstanden überwiegend als Spontanmutationen in der Natur, wurden entdeckt und für die Vermehrung und Weiterverbreitung als Sorte für wertvoll befunden.
Als freiwachsende Sträucher, aber auch für niedrige Schnitthecken geeignet, sind besonders zu empfehlen, die Zwerg-Heckenkirsche (Lonicera xylosteum ‚Clavey’s Dwarf‘), die Kugel-Purpurweide (Salix purpurea ‚Nana‘) und der Zwerg-Liguster (Ligustrum vulgare ‚Lodense‘). Diese Sträucher werden nicht höher als 150 cm und können auch als kleinbleibende Schnitthecke mit ca. 80 cm Höhe gezogen werden.
Für eine Einzelpflanzung (Solitärstehend) im Garten können einige besonders schöne, kleinbleibende einheimische Sträucher empfohlen werden. Eine kleinbleibende Alternative für den in der Natur bis zu 6–8 m hohen Schwarzen Holunder ist der Weiße Zwerg-Holunder (Sambucus nigra ‚Pulverulenta‘) mit weißbunten Blättern. Diese besonders attraktive Sorte wird nur bis zu 2 m hoch. So wächst die Sorte ‚Haselzwerg‘ besonders kompakt und hat im Austrieb hellgrüne und im Verhältnis zur Art kleine Blätter. Im Winter kann der Rote Zwerg-Hartriegel (Cornus sanguinea ‚Compressa‘), mit seinen roten Zweigen weitere Farbe in den Garten bringen.
Um eine andere Blattfarbe in den Garten zu bringen, bieten sich kleinwüchsige Sorten des Haselstrauchs (Corylus avellana) mit farbigen Blättern an. So wächst die Sorte ‚Haselzwerg‘ besonders kompakt und hat im Austrieb hellgrüne und im Verhältnis zur Art kleine Blätter.
Im Winter kann der Rote Zwerg-Hartriegel (Cornus sanguinea ‚Compressa‘), mit seinen roten Zweigen weitere Farbe in den Garten bringen.
Besonders hübsch und als Blickfang im Garten einsetzbar ist eine Sorte des Schmalblättriger Faulbaums (Rhamnus frangula ‚Asplenifolium‘). Diese schwachwachsende Sorte hat feine, an Farne erinnernde Blätter und einen besonders malerischen Wuchs. Auch der Gemeine Schneeball kann mit einer kleinbleibenden Sorte die Auswahl ergänzen: Zwerg-Schneeball (Viburnum opulus ‚Compactum‘). Dieser Strauch, der nur etwa 1 m hoch wird, zeichnet sich durch besonders große Blüten im Verhältnis zu seiner Größe aus. Vielleicht ein Ersatz für die sehr beliebten Bauernhortensien, die leider nicht sehr insektenfreundlich sind.
Auch auf den Schnitt kommt es an
Die Gestaltung des Gartens mit einheimischen Sträuchern ist insbesondere für die Förderung einer vielfältigen Tierwelt wichtig. Die vorgeschlagene Gehölzauswahl soll helfen, die Belange des Naturschutzes, wie es im Bundeskleingartengesetz vorgesehen ist, zu berücksichtigen. Wichtig ist jedoch nicht nur der bewusste Einkauf der Pflanzen, sondern auch ein Pflegeschnitt, der das natürliche Wuchsbild und dadurch eine regelmäßige Blüten- und Fruchtbildung fördert.
Neben den empfohlenen Gehölzen ist noch ein besonderer Hinweis auf unsere Beerensträucher wichtig. Deren Arten- und Sortenvielfalt beruht überwiegend auf einheimischen Herkünften. Wie könnte man einen Kleingarten besser strukturieren als mit kleinbleibenden, „einheimischen“ Sträuchern, die auch noch der kleingärtnerischen Nutzung dienen?